Die Fakten:
Zelle:
- Blaue Airwulfzelle mit EZFW, Hersteller Heliartist, Marke Align, Distributor Robbe.
Mechanik:
- Notos-500 von Gulang
- CopterX (Heck), ebenfalls Gulang.
- Masterblad S-Schlag Blades (tragend) von Airtec.at
Elektronik:
- 4x Graupner, DES 676
- Kontronix, Jazz 80-6-18
- Gaui, GU-365 3-Achs-Stabilisator
- SHP, M13
- Turnigy, UBEC 5/7,5A
- LiPoDiMatic, Liposaver mit Gasreduzierung
- DELight, programmierbare Lichtsteuerung
- Mini-Lüfter für UBEC
- Graupner PCM-18 RX
- 4s-Setup mit diversen LiPos 4000-5000mAh/25-30C
Die Abweichungen:
Nun, das "Original" aus der Serie ist ja sattsam bekannt. Es ist schwarz, es hat Kanonen und es hat nen "Turbo". Damals musste eben alles so sein: Schwarz, Turbomäßig nd irgendwie bewaffnet. Sei es nun mit Kanonen oder mit einem labernden Computer.
Aber es ist halt auch anzunehmen, dass wohl auch alle nachbauten dann so aussehen würden. Irgendwie ein bissl anders wollte ich es schon. Als ich dann den Airwulf in Blau entdeckte, war sofort klar: Den und ohne Waffen und schon habe ich eine nicht ganz originalgetreue Bell 222.
Warum dann nicht gleich eine Originalgetreue? Ganz einfach: Die Airwulfzelle schien bewärt zu sein, kam bereits mit EZFW daher und war mit knapp 200 Euroen für einen 500er zwar kein Schnäppchen aber doch auf alle Fälle ein fairer Deal.
Ausserden machen die Verbreiterungen des Airwolfs aus der Bell ein deutlich bulligeres Gerät, was mir gut gefiel. Und noch etwas war positiv: Mit einer original-Bell-Zelle hätte ich bereits das erste Paar Blades geschrottet gehabt, da eine normale Bell-Zelle nicht breit genug ist, als dass da ein Fahrwerksbein wegklappen könnte, ohne dass die Blades den Boden berühren. Mit der Airwulfzelle geht das aber. Ein Nebeneffekt, aber ein sehr beruhigender.
Kurzum, es ist weder Scale noch reines Zweckmodell. Es ist halt "meine" Kreation und mir gefällt's so.
Weitere Details:
Mir waren folgende Punke besonders wichtig: Geräuschentwicklung - bessergesagt, der Sound -, Servicefreundlichkeit, Zuverlässigkeit und mindestens 1-2 Features, damit das Kind im Manne auch was zum rumspielen hat.
Zuerst der Service: Ursprünglich war es nur geplant, die Befestigungspunkte wie vorgesenen zu verschrauben und die Schraublöscher mit Gummimuffen von gehäuse zu entkoppeln. Aber irgendwie erschien mir das zu fragwürdig. Das kann gutgehen, aber das kann auch einfach nur Ärger verursachen (ausgerissene, verschlissene Muffen, trotzdem zuviele übertragene Schwingungen, etc.). Und ausserdem waren das furchbar dünne Schrauben, die da vorgesehen waren. Nicht, dass die abreißen würden, aber die Krafteinleitung schien mir einfach viele zu punktuell.
Ergo musste da was anderes her. Die Lösung, die mir nach langen Überlegungen dann am Besten gefiel, war eine durchgehende CFK-Zunge, die am Chassisboden verschraubt wurde und beiderseits in gedämpfte Taschen einfuhren. Die Verbindung ist fest genug, um den Zellenboden zu verbiegen, aber weich genug, um keine Schwingungen an die Zelle weiterzugeben.
Hinten am Heck wurde die Herstellervorgabe noch etwas frisiert, um die Festigkeit zu erhöhen, ohne dass die Schwingungsddämpfung darunter litt. Der mitgelieferte, geschlitzte Moosgummiring wurde auf beiden Seite mit einer weiteren, weißen Moosgummilage beklebt (Belizell) und dann durch sternförmige Einschnitte rundum wieder Material entnommen. Das ist wichtig, damit man die Konstruktion überhaupt noch bis in Position schieben kann. Unten muss eine Aussparung für die Schubstange berücksichtigt werden.
Im Endergebnis bedeutet das, dass die Zelle ausschließlich an 3 Punkten am Chassis hängt: Hinten am Heck und vorne unter dem Hauptchassis links und recht. Es ist NICHT verschraubt! man kann es, nachdem die Heckwelle entnommen wurde, einfach nach vorne herausziehen.
Zweifler mögen denken, dass sich da eventuell was verschieben könnte. Nein, tut es nicht. Man muss da schon richtig zufassen und ordentlich dran ziehen, von alleine und nichtmal durch Vibrationen geht da überhaupt nichts. Aber wer sich unbedingt die Arbeit machen will, der kann es ja auch sichern, die Kontruktion erlaubt das problemlos.
Nun der Sound: Ich wollte es keinesfalls erst drauf ankommen lassen und dann nachträglich irgendwie eine Dämmung einfriemeln. Die Dämmung war von vorneherein eingeplant und wurde zum günstigsten zeitpunkt eingebracht, also nachdem alle Arbeiten an der Zelle weitgehend abgeschlossen waren. Das Material ist eine sehr leichte, selbstklebende Schaumplatte, die in viele kleine Teile zerschnibbelt wurde, damit es sich hinreichend in die vielen Ecken und Kanten einbringen ließ. Ist ein bisschen nervig manchmal, lohnt sich aber UNBEDINGT. Man hört hernach fast nur noch 2 Geräusche: Hauptrotor, Heckrotor und ein kleines bisschen den turbinenartigen Sound von Motor und Getriebe. Aber keinesfalls mehr so überdeutlich und "getriebebetont" wie bei den Besenstielen.
Zuverlässigkeit: So ein Projekt wiegt denn auch ordentlich was. 50% mehr als vorher, um genau zu sein. Der Heli bringt - je nach Akku - bis zu 2600g auf die Waage! Das bedeutet für die Elektronik wiederum: mehr schaffe und mehr Hitze. Ok, der Rumpf hat einige Öffnungen, aber ich habe alle verbliebenen Öffnungen mit Draht- oder Nylongaze verschlossen. Dazunoch drückt der Downwash entgegen der Konvektionsströmung, was der Sache ebenfalls nicht wirklich dienlich ist. Kurzum: Es ist schwer vorherzusagen, aber man sollte davon ausgehen, dass sich Hitzestaus bilden können. Es versteht sich also von selbst, dass alle Komponenten von ausgesuchter Qualität sind und in allen Bereichen genügend Reserven vorhanden sind, die man tunlichst NICHT durch entsprechende Pitchmaxima zunichtemacht.
Ferner habe ich, um die Sicherheit zu erhöhen, folgende Maßnahmen ergriffen: Das UBEC wird von einem Kleinstlüfter gekühlt - und zwar IMMER. Ausserdem werden BEIDE BECs verwendet. Das des Jass für alle nicht betriebsrelevanten und wenig stromzehrenden Komponenten und das UBEC versorgt nur den GU-365 und die 4 Digi-Servos. Selbstverständlich sind diese beiden Kreise voneinander getrennt, da der Gaui mit 6V versorgt wird, währende der Jazz nur 5 oder 5,5V liefert. Insgesamt stehen so ca. 10A als Verorgung der Bordelektronik zur Verfügung, das sollte reichen und trägt viel zu Entspannung bei.
Um dem dem Antrieb die Sache zu erleichtern, habe ich nach einiger Suche, bzw. freundlichen Hinweisen, tragende Blades von Airtec aufgetan. Diese "Masterblads"(die heißen wirklich so
) helfen unglaublich mit, den Endergiebedarf zu senken. Weniger beim Schweben, aber ungemein beim Fliegen (Translationsauftrieb). Als Resultat kommt es freilich zu ungewohnten Reaktionen, wenn man die Fahrt rausnimmt, oder der Wind von hinten auffrischt. Dann bricht der Auftrieb schnell und extrem ein und man ist gut beraten, das Fallen schon im Keim zu ersticken. Denn wenn die 2,6kg erstmal nach unten in Fahrt sind, braucht es einige Meter bei voll Pitch, diese wieder abzufangen. Wer übrigens denkt, er könne sich mit mehr max.Pitch aus der Affäre ziehen, der irrt. Hat sich der Wirbelring aussen am Rotorkreis erstmal gebildet, hilft auch mehr Pitch nicht wirklich viel. Besser, man nimmt wieder Fahrt auf oder man lässt den Heli gar nicht erst so schnell sacken. Aber zurück zu den Details.
Notos-spezifische Details:
Obgleich der Rumpf eindeutig passend für den Rex 500 dimensioniert und vorbereitet wurde, so ist er doch explizit auch für andere Mechaniken geeignet. Im Grunde für alle "echten" 500er, also mit ~960 - 1040mm Rotorkreis. Die exakten, möglichen Dimensionen hängen nicht nur am Rotorkreis, sondern auch an der Einbauhöhe sowie besonders auch an der Länge, respektive Wellenabstand. Man hat gewisse Spielräume, aber das hat enge Grenzen. Die ganzen Pseudo-500er mit grademal oder nichtmal 900mm Rotorkreis fallen komplett flach und womöglich eineige weniger übliche Modelle mit knapp über einem Meter. Da sollte man dann genaue Fakten einholen, ehe man sich entscheidet. Aber alles, was im Dunstkreis der üblichen Verdächtigen liegt, wie Rex, Cherokee, Notos und freilich dessen KDS- und GL-Verwandschaft ist geeignet. Ich beschreibe hier den Einbau mit dem Notos und damit auch für Toto, KDS und GL.
Der Notos ist, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, zwar mit einem Zentimeter mehr Rotorkreis bestückt als der für die Zelle vorgesehene Rex, doch das Heck ist deutlich kleiner und kürzer, der ganze Heli ist kompakter und vor allem auch niedriger. Das hat seine Vor-, aber auch seine Nachteile. Vorteil ist eindeutig die Flexibilität bei der Wahl der Einbauhöhe des Chassis - entsprechende Maßnahmen vorausgesetzt. Es ist ein Leichtes, dem Rotorkopf einen originalgetreuen Sturz zu verpassen und somit eine "unoriginal" geneigt wirkende Zelle bei Vorwärtsfahrt zu vermeiden. Mit dem gewählten Sturz nickt die Zelle um wenige Grad um die Horizontale, je nachdem eben, ob man grade schwebt, oder sich in Fahrt befindet. Erst wenn man ordentlich beschleunigt, kommt die Nase deutlich nach unten.
Nun der Nachteil: Der Notos ist eben zu kurz, ohne eine "Schwanzverlängerung" geht es nicht. Zuerst muss ein neuer Riemen her, und zwar ein "ZR 4896 MXL 019", geschnitten auf 4mm Breite. Hatte schlappe 10 Euronen bei der Firma "Emil Gewehr GmbH" gekostet und war in 2-3 Tagen da. Die andere Investition ist ein Rex-500 oder CopterX-500 Heck, da dieses ebenfalls nochmal ein bisschen länger ist. Aber es MUSS die original-NOTOS-HeRo-Welle verwendet werden, sonst dreht der Hero zu langsam. Ferner wird nun das Heckrohr im Rumpf bündig mit der zweiten Klemmmanschette befestigt und HeRo-seitig wird dann das Gehäuse so befestigt, dass der Riemen eben gespannt ist. Damit das klappt, muss das Heckrohr dort hinten aufgedickt werden. Ich habe das mit gewebeband gemacht, das dämpft eventuelle Schwingungen. Allerdings ist es auch ein bisschen weich und erlaubt nur eine bestimmte Riemenspannung. Nun, solange er nicht durchrutscht, will ich es zufrieden sein. Andernfalls wird dies eben durch eine dauerhaftere Lösung ersetzt - da mag jeder seine eigenen Wege gehen.
Ferner sollte es klar sein, dass die Streben entfallen. Nicht so klar ist, dass nun die Heckschubstange einer Neuauflage bedarf. Ich empfehle hier dringend, wieder CFK zu verwenden, und zwar ein Rohr, das auf die originale Schubstange passt. Bei etwa dem ersten Drittel vom Chassis aus geswehen muss dieses Rohr nun getrennt und mit einem leichten Winkel wieder stabil verbunden werden. Ich habe dazu ein gebogenes Stück Messingrohr eingeschoben, korrigiert, bis die hinteren 2/3 parallel zum HeRohr laufen und dann mit harzgetränktem Gewebe wieder für Stabilität gesorgt. Tut man das nicht, scheuert das Gestänge an der Zellenwand und verhindert eine zuverlässige Neutralstellung. Das Servo selbst kann verbleiben wie bisher, man sollte es lediglich so nahe wie möglich (mit etwas "Rangierabstand") an das Chassis schieben.
Nun, das waren eigentlich schon die nötigen Änderungen für einen "Paddel-Notos". Hört sich jetzt meinst schlimmer an, als es tatsächlich ist. Ich habe nicht nur angedeutet, ich habe beschrieben, was zu tun ist, das bläht die Sache eben etwas auf. Aber im Grunde kann man das innerhalb ein paar Stunden machen, wenn man keine 2 linke Hände hat.
Was fehlt noch? Nunja, das Einziehfahrwerk ist Bestandteil des Kits und somit ist der Einbau auch beschrieben. Es ist halt keine Konstruktion, mit der man den Heli hochwuchten kann, für Belastungen ist das nicht gemacht. Die Servomontage muss nach dem verwendeten Heli und der gewählten Einbaumethode angepasst werden, wie auch manch anderes. Z.B. muss man sich halt was einfallen lassen, wenn man noch 35MHz fliegt. Ich hatte mich für eine Antenne im Rumpf mit viel Querkomponente entschieden, die dann einfach ausgesteckt wird, genauso wie das EZFW-Servo und die Lichtsteuerung.
Denn wie es sich für einen "Scale" gehört, hat eine kleine Lichtanlage den Weg in den Rumpf gefunden. Frei programmierbar auf 5 Kanälen, 3 davon dimmbar. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, aber ein paar Details wollen noch verbessert werden. Doch da kocht sicher jeder sein eigenes Süppchen, daher gehe ich nicht näher darauf ein.
Als letzte Vorbereitung für den Part, falls man Paddellos fliegen sollte (dann ist es PFLICHT!), bzw. wünschenswert, wenn man mit Paddeln fliegt: Vibrationen! Die machen gerade bei einer zelle früher oder später nichts als Ärger. Ich habe sie auch, wie ich heute auf genaues Prüfen hin feststellen musste. Mein Heck war nur zu sehr matschigem Verhalten zu bewegen und ich vermutete zu geringen Druck vom HeRo. Aber das hätte eh keinen Sinn gemacht, denn sowas würde sich anders bemerkbar machen. Aber etwas anderes äussert sich fast immer GENAU so: Vibrationen. Vorgreifend erwähne ich hier zur Bestätigung, dass der GU auch tatsächlich auf den anderen Achsen driftete, was ebenfalls ein sicheres Zeichen für Vibrationen ist.
Aufgrund der gewählten Aufhängung könnte man meinen, die Zelle wäre doch der perfekte Ort, um dem zu entgehen. Aber dem ist leider nicht so. Die Vibratioensfrequenz ist leider niedrig und vom Hauptrotor verursacht. Die haben genau Energie, um auch die Dämpfungsbarriere zu überwinden und auf die Zelle zu gehen, sobald der heli in der Luft ist. Prüft man am Boden, was man je muss, dann wird die Zelle auf denselben gepresst und bleibt ruhig. Aber eben nur solange der Heli steht.
Ausserdem wäre es ein ziemliches Gezipfle, bei jedem Service (und das kommt zumindest am Anfang häufig vor!) alle Stecker raus und wieder richtig reinzustecken. Das wollte ich mir nicht antun und ich bereue das auch nicht. Ausserhalb der Mechanik ist nur, was dort unbedingt sien muss oder was dort den das einfachere handling verspricht - wie das Steuergerät z.B. Dieses eine Servo-Kabel ist leichter zu trennen und wieder zu verbinden als alle 4-5 Kanäle der Lichter.
Also: auch wenn es noch so ein Ätzjob ist, die Vibrationen müssen raus. Sei es für einen E-Stabi oder nur ein Heck-Gyro. beide wollen einen ruhigen Arbeitsplatz und die ganzen Lager sowie auch neuralgische Ecken an der Zelle, die zu Rissbildung neigen könnten, werden es danken.
Auf die FBL-Geschichte gehe ich jetzt nicht weiter ein, denn wie man einen Notos umbaut, hatte ich bereits beschrieben und auch was es mit dem Gaui auf sich hat, wurde bereits oft genug gesagt: das Teil funktioniert absolut unauffällig und macht im Scale einen prima Job. Das Setup ist extrem simpel und kann trotzdem noch manipuliert werden. Vorausgesetzt, man hält sich an die Anleitung und hat keine Vibrationen, dann klappt das auch mit dem GU. Warum das bei so vielen nicht recht klappen mag, dürfte an falschen Erwartungen liegen. Das ist kein fliegender PC, sondern der GU ersetzt eben die Paddel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Fazit:
Es war nicht ganz billig schlussendlich, aber wie schon die ersten Flüge in Malsch gezeigt hatten, hatte sich jeder Cent gelohnt. Das Flugbild ist klasse, das Händling nicht ganz trivial, aber erlernbar und der Funfaktor liegt über den Erwartungen. Gerade weil man den Bock auch gut scheuchen kann, ohne dass es "unscalig" wirkt, hat man ein sehr breites Spektrum und kann äusserst dynamisch fliegen. Für mich war das Projekt ein voller Erfolg und wenn ich noch die Vibrationen und damit auch das Heck in den Griff bekomme, ist es für mich perfekt.