maik hat geschrieben:
Wie kann man denn die Kompression heruntersetzen??
Etwa durch dickere Zylinderkopfdichtungen (haben Modellmotoren überhaupt welche??)
Natürlich haben Modellmotoren Zylinderkopfdichtungen. Diese bestehen i.d.R. aus Kupfer oder Alu. Wichtig: Wenn du den Zylinderkopf demontierst, sollten neue Dichtungen verwendet werden. Die Alten dichten nämlich nicht mehr richtig.
Wie Du schon richtig vermutest hast, wird die Kompression mit Hilfe zusätzlicher Dichtungen herabgesetzt. Faustregel: Ab > 15% Nitro wird pro zusätzliche 5 % Nitro die Kompression mittels einer weiteren 0,2mm-Dichtung zurückgenommen (Beispiel: 20% Nitro = 2 Dichtungen, 25 % Nitro = 3 Dichtungen usw.)
maik hat geschrieben:
Hat das vieleicht mit dem Stau bzw. Gegendruck der Auspuffgase zu tun, oder warum ist der Schlauch so wichtig??
Yup. Im Gegensatz zum 4-Takter ist beim 2-Takter die Abstimmung der Auspuffanlage extrem wichtig. Wenn man z.B. auf den Schalldämpfer 'nen 20cm lagen Silikonschlauch stopft, darf man sich nicht wundern, wenn der Motor sich nicht richtig einstellen lässt und womöglich überhitzt - im blödesten Fall holt man sich 'nen Kolbenfresser. Ursache ist - neben der unzulässigen Verlängerung des Auspuffs und damit der Druckverhältnisse - dass der Schlauch pulsiert (tun die Abgase schließlich auch). Auch hierdurch werden die Druckverhältnisse geändert. Ein Teil der heißen Abgase wird wieder zurück in in den Brennraum des Motors gedrückt / gesogen.
Das hochfrequente Pulsieren der 2-Takt-Abgase macht man sich übrigens zur Leistungssteigerung zunutze: mit Resonanzrohren.
maik hat geschrieben:
Und noch was anderes, wie lange und mit welchem Sprit sollte man einen Verbrenner einlaufen lassen.
Jeder hat bei dem Thema komischerweise eine andere Meinung
Hehehe, jetzt wird etwas schwieriger. Zunächst einmal stelle ich fest, dass es grundsätzlich nicht schlimm ist, wenn viele Modellflieger viele unterschiedliche Meinungen haben... wenn es in den Internetforen inzwischen nicht nur so von Gehirnfürzen wimmeln würde
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Grundsätzliches zum Einlaufen von Modellmotoren:
Wenngleich heutzutage die Fertigungstoleranzen sehr gering sind und die verwendeten Materialien immer besser werden, weist jeder neue Motor Unregelmäßigkeiten in den Oberflächenstrukturen auf - mal mehr, mal weniger. D.h. Kolben, Laufbuchse, Pleuel etc. sind, mikroskopisch betrachtet, rauh. Damit ein Motor vollgasfest wird, müssen sich die aufeinander reibenden Teile anpassen. Dies geschieht durch den Einlaufprozess. Entgegen der Meinung vieler Vollexperten beträgt die Einlaufzeit nicht 30 Minuten oder zwei Tankfüllungen. Häufig lügen einem diesbezüglich auch die Anleitungen etwas vor. Schließlich ist Zeit heutzutage ein knappes Gut, und wer will schon 10 bis 20 Stunden "verschwenden", um seinen Motor schonend zu behandeln. So lange kann nämlich ein kompletter Einlaufvorgang tatsächlich dauern!
Webra ist übrigens ein sehr erfahrener und etablierter Motorenbauer. Allerdings verlangen dessen Triebwerke häufig einen etwas längeren Einlaufvorgang als z.B. die neusten O.S.-Treiblnge (die bis in die 70er Jahre hinein bei vielen Modellfliegern 'nen recht miesen Ruf hatten).
Grundsätzlich empfehle ich Dir, einen erfahrenen Heli-Piloten aus Deinem Verein zu bitten, Dir beim Einlaufen zu helfen. Sollte Dir keiner helfen wollen oder können, empfehle ich Dir folgendes als groben Anhalt:
- Motor auf einem Prüfstand montieren, Gasservo und -gestänge anschließen. Du kannst ihn natürlich auch im Heli einbauen. Das macht es für Dich u.U. aber komplizierter. Wichtig: Auch den Einlaufvorgang nur mit montierten Rotorblättern, d.h. unter Last vornehmen. Sonst überdrehst Du womöglich den Rotorkopf oder den Motor. Für die Prüfstandvariante nimmst Du 'ne Luftschraube, die hinsichtlich der Größe für einen vergleichbaren Flugzeugmotor empfohlen wird (z.B. für 6,5 ccm eine 10" x 6").
- Etwas Sprit in den Vergaser geben. Verwende Methanol mit mind. 18 % Rizinusöl und 1-5 Nitro. Es gibt zwar auch synthetische Einlauföle, diese sind aber teurer. Normale Synthetiköle verlängern den Einlaufvorgang erheblich - oder verhindern ihn gar. Auf keinen Fall den Motor mehrfach trocken durchdrehen. Insbesondere Treiblinge mit 'ner ABC-Laufgarnitur klemmen bauarbedingt im oberen Totpunkt und mögen trockenes Durchdrehen gar nicht leiden.
- Starten, den Motor auf Vollgas bringen und die Vollgasnadel unmittelbar im Anschluss so weit rausdrehen, das der Motor kräftig qualmt und deutlich unrund läuft. Wenn Du den Finger knapp hinter den Auspuff hältst, muss Dein Griffel nach 1-2 Sekunden 'nen deutlichen Ölfilm aufweisen. Die fette Einstellung sorgt dafür, dass der Treibling innen kühl bleibt und der erste grobe Metallrotz abgeschmirgelt wird.
- Lass ihn ruhig 2 Tankfüllungen mit entsetzlich fetter Einstellung tuckern. Zwischendrin den Motor richtig auskühlen lassen.
- Ab der 3. Tankfüllung drehst Du die Vollgasnadel etwas zu und stellst die Teillastnadel so ein, dass Du Drehzahlwechsel vornehmen kannst, ohne dass der Motor ausgeht. Dein Triebwerk wird das Gas nur schlecht annehmen und kräftig spotzen - egal, das gehört so!
- Lass weitere 3 Tankfüllungen mit ständig wechselnden Drehzahlen durchlaufen. Dabei stellst Du die Nadeln immer etwas magerer ein. ETWAS! Das Triebwerk muss trotzdem deutlich fett laufen.
- Danach kannst Du den Motor in den Heli einbauen und ausprobieren, ob Du mit weiterhin recht fetter Vergasereinstellung in die Luft kommst. Sollte normalerweise möglich sein. Mache nur lockere Schwebeübungen mit wechselnden Drehzahlen. Nach jeder weiteren Tankfüllung stellst Du den Vergaser etwas magerer ein. Zwischendruch immer ganz abkühlen lassen.
- Der Motor wird von Mal zu Mal besser das Gas annehmen und die Drehzahl halten. Wenn er zuverlässig die Tankfüllung im Schwebeflug wegschluckt, kannst Du Dich an LOCKERE Rundflüge wagen. Keine Loopings, keine Rollen, nix, was den Treibling zusätzlich belastet. Nach einigen weiteren Tankfüllungen wirst Du merken, dass der Motor inzwischen auch mit einer mageren Einstellung zuverlässig läuft und kontinuierlich seine Leistung abgibt. Solltest Du Leistungseinbrüche (z.B. nach 30 Sekunden Vollgas) bemerken, hast du ihm zu früh zuviel zugemutet. In diesem Fall musst Du den Vergaser wieder fetter einstellen.
Wie lange es dauert, bis das Motörchen vollgasfest ist, hängt vom Motor ab. Rechne mal mit ca. 8 Betriebsstunden. Dann solltest Du ihn schon kräftig rannehmen können.
Wichtig: Gerade beim Heli muss der Vergaser auf der fetten Seite eingestellt sein. Dies erkennest du daran, dass der Quirl kontinuierlich eine deutlich sichtbare Rauchfahne hinter sich herzieht. Qulamt es nur bei Vollgas richtig und bei Teillast nicht, ist der Teillastbereich zu mager eingestellt.
Verbrenner sind 'ne Wissenschaft für sich. Damit sie lange halten, muss man sorgsam mit ihnen umgehen. Ich empfehle Dir das Buch "Modellmotoren in der Praxis" von Werner Frings. Der Mann ist quai ein Modellmotor
. Die paar Euronen sind angesichts der Schäden, die ein unsachgemäßer Umgang mit Methanolern verursachen kann, goldwert! Hier findest Du sämtliche theoretischen und praktischen Grundlagen zu Motoren, Bedienung und Kraftstoffen.
Solltest Du diesen Monat Dein Geld schon für Mitagessen ausgegeben haben, findest Du auch hier sehr gute Tips zum Einlaufprozedere:
http://www.mcb-bregenz.at/berichte/Moto ... nlauf.htmlSpeziell für Deinen Webra findest Du Hinweise zum Sprit und Einlaufvorgang auf der HP von Hoehn-Modellbau. Und hier:
http://www.3d-heli-fun.de/include.php?p ... ntentid=38maik hat geschrieben:
Zum Einlaufen habe ich den"Titan G1" Sprit von Graupner gekauft und für danach den "Titan SX-8".
Das sollte passen. Wenn ich mich recht entsinne, ist G1 Rizinussprit mit 1% Nitro. Hau von dem Rizinuszeugs ruhig 3 l durch. Danach steigst Du auf Synthetik um. Diese Öle schmieren und kühlen besser, nicht zuletzt weil ihr Flammpunkt höher liegt als der von Rizinus (d.h. die schmieren auch bei hohen Betriebstemperaturen gut). Außerdem reinigt Synthetik den Motor vom Rizinus und beschert Dir 'nen sauberen Brennraum. Additive schützen vor Korrosion.
- Roman Ende -
Gruß
Carsten