Guten Abend zusammen,
Ich bin seit nunmehr ganz genau einem halben Jahr dem Helivirus verfallen. Für mich Zeit, mal einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Das Ganze wird sicher ne längere Sache, ich werde aber versuchen am Ende ein kurzes Fazit zu ziehen
Zu mir
Ich bin 21 Jahre alt, und im 2. Lehrjahr als Fachinformatiker Systemintegration. Ich war schon immer von Modellfliegern begeistert und hätte mir fast schon mal vor einigen Jahren ein Piccoloset zum total überteuerten Preis von fast 500€ gekauft. Zum Glück hab ichs nicht getan
Ausser Helis habe ich noch 3 weitere Hobbies: meinen Beruf, meinen Computer (begeisterter Spieler
) und desweiteren eher unspektakulär bin ich im lokalen Musikverein aktiv.
Wie alles begann
Im Januar fragten mich meine Eltern, was ich mir denn zum Geburtstag wünschen würde. Da hatte ich die Schnapsidee: nen Modellheli. "Dummerweise" haben meine Eltern das ernst genommen und gefragt, was kostet das denn? Gute Frage
Denn ich hatte noch im Hinterkopf wieviel ich damals für den Piccolo zusammengeklickt hatte. Aber spasseshalber mal bei ebay reingeschaut und sofort den DF4 entdeckt. Daraufhin das ganze Internet durchwühlt, ob denn ein 80€ Heli was taugen kann. Gelandet bin ich dann hier und nach Tagen des Lesens war der Entschluss getroffen, ein DF4 muss her. Nach viel Überredungskunst waren dann meine Eltern sogar bereit den mit Crashset für 100€ zu nehmen (dafür hab ich ihnen dieses Jahr auch was größeres zum Geburtstag geschenkt
). Da ich wusste, dass DME meist 2 Wochen zur Lieferung braucht, habe ich den Heli schon im Januar bestellt. "Dummerweise" war er 3 Tage später schon da, mein Geburtstag liess aber noch knapp 3 Wochen auf sich warten
Die ersten Hüpfer
Die Freude war groß. Trainingsgestell gebaut, den Heli weitestgehend überprüft (wenn man das so nennen kann, hab eigentlich nur geschaut ob irgendwas gebrochen, gelöst oder sonst wie ungewöhnlich war) und ab auf den leeren Parkplatz. Nach etwa 2 Minuten enormen rumrutschen löst sich eine Kugel des Trainingsgestells, die Stange verhakt sich zwischen 2 Pflastersteinen, der Heli bäumt sich auf, Top Connector kaputt.
Also gleich mal 3 von den Dingern bestellt und nen andern Platz zum Fliegen gesucht und auf einem Waldgrillplatz gefunden. 2 Akkus später mit dem Trainingsgestell an einen größeren Stein gestrandet, Heli bäumt sich auf, den Rest kennt ihr
Naja, hab ja noch 2
Dann wirds erstmal unspektakulär, Dauerrückenschweben mit Trainingsgestell. Ein kleiner Zwischenfall, Wind nimmt den Heli mit und lässt ihn schräg mit den Rotorblättern voran landen. Aber Überraschung, Top Connector ganz, dafür Short Connectors weggeflogen und Kugel vom Rotorkopf abgebrochen. Also wieder Ersatzteile bestellt.
Dazu gleich noch nen Speed 300 6V und M24 Blätter => Eine gute Entscheidung, der Heli liegt absolut sauber in der Luft und kaum wiederzuerkennen.
Wieder Flugplatzwechsel (zuviel Bäume auf zu kleinem Raum
) => auf ne große Wiese => keine gute Idee, Heckrotor verfängt sich im Gras, Kugellager, Heckzahnrad und Heckwelle verschwunden => Ersatzteile bestellen
Weg mit dem Trainingsgestell
Nach schätzungsweise 10 Akkus runter auf den Parkplatz und Trainingsgestell ab. Ich war erstaunt wie "stabil" doch das Landegestell ist. Es rutscht zwar ärgerlich oft aus den Halterungen, aber dafür ist der Heli fast nicht zu kippen (sofern man einigermassen grade und bewegungslos landet)
Allerdings muss ich auch sagen, dass sich das Flugverhalten kaum geändert hat, nur ist es einfach lästig das Trainingsgestell vor jedem und nach jedem Flug zu montieren/demontieren, daher ab sofort ohne
Schweben klappt, wie gehts weiter?
Da es mir auf Dauer zu doof war wegen 10 Minuten fliegen 10km zur Wiese zu fahren bin ich daraufhin oft auf dem leeren Parkplatz vor der Haustür geflogen. Dieser ist rundrum mit Hecke und Mauer abgegrenzt, was allerdings den Bewegungsspielraum etwas einschränkt, daher blieb es meist beim Schweben, vor, zurück, links rechts, mal auf die Seite gedreht, wieder zurück. Jeden Ansatz von Rundflug hab ich aber aufgrund des Adrenalinüberschusses und der herannahenden Mauer abgebrochen
LiPo, braucht man das?
Antwort für mich: ja. Wie gesagt, ist mein "Flugfeld" etwa 10km von zuhause entfernt, und da lohnt es sich einfach nicht wegen 10 Minuten hin zu fahren. Also 2 LiPos (1300mAh und 1600mAhm,3Z) und Ladegerät sowie Balancer gekauft. Wieder original Motor eingebaut und losgeflogen. Hui, hat das Ding Power und die hört gar nicht auf. Bis beide Akkus leer sind ist ne sehr gute halbe Stunde vorbei, wenn man Zwischenlandungen zum Entspannen des Pilotes und Abkühlen der Motoren einrechnet auch ne Stunde
Die Motoren werden leider insb. beim 1600er recht heiss, so dass ich meist alle 5 Minuten kurze Flugpause mache zum Abkühlen. Der 1300er NoName von eBay war leider ein Fehlkauf, der nach 4 Ladungen bereits nicht mehr genug Saft für den DF4 liefert (Kapazität hat er noch, aber bricht bei der entnommenen Strommenge sofort ein).
Zusammenfassend kann man sagen, ich hätte wohl auch beim 300 6V mit org. Akkus bleiben können, die Leistung ist in etwa gleich, die Motoren werden beide recht heiss und da ich eh alle 5 Minuten Pause machen muss hätte ich auch mehrere org. Akkus nehmen können. Andererseits war ein gescheites Ladegerät eh fällig und da ich wusste, da es nicht beim DF4 bleibt war eh noch ein Balancer fällig. Ausserdem würde der 1600er 10C wohl auch noch für den leichten Rundflug mit dem Rex reichen (Motor zieht dabei etwa 12A).
Jetzt hab ich etwas vorgegriffen, denn weiter gings mit dem
Kauf eines T-Rex 450XL HDE
Aus einer Laune raus hab ich mir für 280€ einen quasi kompletten gebrauchten T-Rex gekauft. Dazu eine FX-18V1 und ein Piccoboard für den DF4.
Den Rex hab ich erstmal fast komplett demontiert und verschiedene Verkabelungen getestet, letztendlich siehts jetzt wieder ähnlich aus, wie am Anfang
Ausserdem hatte ich bei ersten Testläufen mit ziemlichen Vibrationen zu kämpfen, nach 3mal Rotorkopf neu bauen und Teile tauschen (dankenswerterweise hat der Verkäufer noch ne Menge Ersatzteile dazu gelegt) warens am Ende die Heckrotorblätter, die einfach eine enorme Unwucht hatten. Also erstmal gewuchtet und wunderbar, Vibrationen weg, sieht nur ziemlich doof aus mit 3 Lagen Tesa auf den mini-Blättern
Also neue HeckRotorblätter vom Rex SE bestellt. Bis dahin mal Gyro einstellen, HH Modus rein, abgehoben => Brummkreisel.. mh.. dynamisches Heading "Lock" über 360°? Nachdem ich (gemäss Anleitung) ein "leichtes Driften mit der Trimmung" ausgeglichen habe stand er einigermassen ruhig, nur beim Pitch geben ging der Kreisel wieder los. Also erstmal Normalmodus, getrimmt, schon besser, aber immer noch leicht weggedreht (auch normal ohne Heckbeimischung). Mh, so ein Mist, naja, Akku leer also wieder nach Hause und die Sache von Nahem betrachtet: HH Modus vom Gyro hinüber, sobald man ihn in den HH Modus schaltet macht der Gyro gar nix mehr.
Aber halb so wild, der Heli ist ja erst 4 Monate alt gewesen, also den Verkäufer nach der Rechnung gefragt: "Hab ich nicht mehr, aber habs da gekauft, die müssten die Rechnung noch im Computer haben". Also "da" nachgefragt: "Wir müssen mal beim Hersteller nachfragen, haben den Gyro nicht auf Lager, melden uns im Laufe der nächsten Woche", das wäre diese Woche gewesen, gemeldet hat sich keiner
Was geht aktuell
Naja, aber Heli ohne Gyro? Also bei ebay nen Ersatzgyro ersteigert, heute gekommen, Heck steht wie ne 1, also heute auch gleich 2 Akkus leergeflogen. Eine Freude. Zuerst etwas rumgeschwebt und dann mal etwas Rundflug angefangen. Er fliegt zwar noch nicht genau so wie ich es will, aber es ist ein Ansatz zu erkennen. Aber was will man beim 4. Akku mit nem neuen Heli erwarten!?
Immer wenn der Rex-Akku leer war bin ich dann noch etwas entspannt mit dem DF4 geflogen (nachdem das Piccoboard einige Startschwierigkeiten hatte, bin ich jetzt doch recht zufrieden damit). Was soll ich sagen, die Präzision vom Rex hat er nicht, das Heck dreht immer etwas weg, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Das auszutrimmen hab ich aufgegeben und mich einfach damit abgefunden
Aber es macht unglaublich Spaß den DF4 durch die Luft zu scheuchen und sieht auch etwas besser aus als mit dem Rex (liegt vermutlich am fehlenden HH des Gyros). Also ich denke ich werde den DF4 nicht verkaufen und einfach als Spaßfliege weiterbetreiben, denn obwohl ichs noch nicht so mit dem Rundflug habe, mit dem DF4 trau ich mich erheblich mehr als mit dem Rex (im Simulator gehts eh schon lang
). Also für mich sieht die Lernreihenfolge so aus: Sim, DF4, Rex. Wie ich das mit dem Rückenflug mach weiss ich allerdings noch nicht
Was bringt die Zukunft?
Wer weiss das schon
Aber ich hoffe den Rundflug zu optimieren und perfektionieren mit beiden Helis. Irgendwann vielleicht auch mal Loops und Rollen sowie Rückenflug mit dem Rex, mehr wirds aber definitiv nicht, von diesem Rumgezappel halte ich nichts und ausserdem fehlt mir das Geld für die Komponenten dafür.
Apropos Geld
Mal eine komplette Auflistung meiner Ausgaben in diesem halben Jahr:
DF4 100€
Speed 300 6V: 8€
M24: 12€
Ersatzteile: ~50€ (davon aber nur 15€ wirklich gebraucht, Rest liegt bei mir noch rum für die Zukunft
LiPos: ~90€ (1300("10C"), 1600(10C), 2000mAh(20C) 3Z)
Ladegerät: 50€
Balancer: 23€
Stecker, Kabel, Liposaver, Werkzeug: 40€
3 Conrad Servos: 15€
Rex: 280€
Gyro: 35€
FX-18: 80€
PB: 40€
Transportkoffer T-Rex: 60€
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~1000€ (Porto, DMFV und sonstiges Kleinzeug und was ich sonst so vergessen hab eingerechnet
)
Wie man sieht ein teures Hobby, aber wenn ich sehe für was andere Leute das Geld verpulvern und welche Freude ich am "Fliegen" und Basteln habe (wobei beim Basteln auch gelegentlich Frust aufkommt), dann finde ich das eine ganz gute Investition.
Fazit
Viele fragen sich ja immer: gleich nen richtigen Heli, oder erstmal nen Kleinen zum Üben?
Man kann hier leider nur eine Erfahrung machen, und ich kann nur soviel sagen, der kleine DF4 wars auf jeden Fall wert. Ich weiss nicht wie das halbe Jahr verlaufen wäre, wenn ich gleich den T-Rex gekauft hätte, aber auf jedenfall ist man schon mit dem relativ billigen DF4 zu Beginn nervös genug um nur deshalb den Heli zu schrotten. Und gerade wenn man ganz allein da steht und sich alles selbst beibringen muss möchte ich den DF4 nicht mehr missen. Was der schon alles ausgehalten hat, das hätte beim Rex mächtig Ersatzteile gekostet. Ausserdem kann man damit schon viel Erfahrung beim Basteln sammeln, die bei nem größeren Heli nur von Vorteil sein können.
Auch wenn ich mich über kurz oder lang mehr dem Rex widmen werde (das Ding ist einfach beeindruckend), so werde ich doch weiterhin mit dem DF4 weiterflitzen, es ist einfach entspannend, wenn man nicht nur das Geld in der Luft fliegen sieht
Sodele, ich hoffe ich hab nichts wichtiges vergessen (kann sein, dass die Ereignisse zeitlich nicht ganz in der richtigen Reihenfolge sind, aber ich denke das ist auch nicht so wichtig).
In diesem Sinne wünsche ich euch und mir noch viel Spass mit dem grandiosen Helihobby und immer etwas Luft unterm Heli
Viele Grüße
Michael